Am 26. Januar präsentieren wir in unserem 3. Abo-Konzert im Stadtcasino Basel «Von Maria zu Fatimah» mit einem neuen Werk von Helga Arias.
Helga Arias verbindet in ihren Arbeiten akustische und elektronische Klänge und untersucht mikroskopische Klangphänomene. So auch in ihrem neuen Stück «I Breathe Every Sound You Leave Behind» für Orchester und Tonband, das wir am 26. Januar uraufführen. Im von der Basel Sinfonietta und der Real Filharmonía de Galicia beauftragten Werk reflektiert Arias ein Gedicht der «Black-Arts»-Aktivistin Sonia Sanchez.
Geboren in Bilbao studierte sie Komposition bei Mario Garuti und Beat Furrer sowie elektroakustische Musik bei Javier Torres Maldonado und Karlheinz Essl. Sie erhielt Aufträge von renommierten Ensembles wie dem Lucerne Festival Contemporary Orchestra und Ensemble Modern und ihre Werke wurden weltweit aufgeführt, etwa bei den ISCM World Music Days, den Donaueschinger Musiktagen und im Centre Pompidou.
Wir freuen uns sehr auf diese Zusammenarbeit und haben ihr ein paar Fragen gestellt, um sie besser kennenzulernen.
1. Wie bist du zum ersten Mal mit «Klassischer Musik» in Kontakt gekommen und warum bist du nicht mehr von ihr losgekommen?
Ich glaube, das erste Mal, dass ich klassische Musik hörte, war wohl zu Hause.
Ich bin die einzige Musikerin in meiner Familie, aber meine Eltern sind sehr musikbegeistert und hatten eine Menge Platten. Ich erinnere mich, dass in meiner Kindheit immer Musik lief.
Schon sehr früh habe ich die Melodien und Rhythmen, die ich hörte, nachgeahmt, und als meine Eltern das bemerkten, kauften sie mir ein Spielzeugkeyboard. So kopierte und improvisierte ich ständig, was ich hörte, und als ich 6 oder 7 Jahre alt war, meldeten sie mich zu Musiktheorie-, Klavier- und Gesangsunterricht an, weil ich sehr neugierig auf Musik war. Seitdem hat die Musik nie aufgehört, mich zu faszinieren und meine absolute Priorität zu sein.
2. Du bist nicht nur Komponistin, sondern hast auch eine Ausbildung als Pianistin. Welches Repertoire interessiert dich als Instrumentalistin besonders? Und gibt es einen Zusammenhang mit deiner komponierenden Tätigkeit oder sind es zwei verschiedene Welten?
Die Wahrheit ist, dass ich, seit ich Komponistin geworden bin, aufgehört habe, ernsthaft Klavier zu spielen, obwohl es ein allmählicher (und schmerzhafter) Prozess war. Deshalb denke ich, dass es am Anfang sehr schwierig für mich war, Werke mit oder für Klavier zu schreiben.
Nach und nach entdeckte ich erweiterte Techniken und neues Repertoire, und ich kam dem Instrument wieder näher.
Als Pianistin hatte ich immer eine Schwäche für die Musik von Bach, mehr als für jedes andere Repertoire. Heutzutage interessiere ich mich sehr für die Klaviermusik von Komponisten wie Alberto Posadas, Peter Ablinger und vor allem Sofia Gubaidulina – die Verbindung zu Bach ist nicht zufällig ☺.
3. Wenn du nicht Künstlerin geworden wärst, was wärst du dann geworden?
Ich habe einige Hobbys, die ich wirklich liebe und denen ich viel Zeit widme, wie Schwimmen, Tauchen und andere, aber ich könnte mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. Vielleicht hätte ich Sängerin, Cellistin oder Dirigentin werden können... aber immer Musikerin. Um ehrlich zu sein, konnte ich mir nie vorstellen, etwas Anderes zu sein, nicht einmal in meiner Kindheit.
4. Deine Kompositionen setzen sich oft mit politischen oder aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinander und integrieren multimediale und theatralische Aspekte. Wie wichtig ist dir der Bezug zur Gegenwart und was bedeutet er für dein künstlerisches Schaffen?
Das bedeutet mir alles. Ich denke nicht, dass ich besonders politisch bin, aber ich versuche, die Themen und Anliegen, die mich als Person betreffen, in meine Musik einzubringen. Ich glaube, dass es für eine Künstlerin schwierig ist, ihr persönliches Leben, ihre Gefühle, ihre Sorgen und ihren Geisteszustand von der Kunstproduktion zu trennen. Es sei denn, die Kunst ist rein intellektuell, was bei mir überhaupt nicht der Fall ist. Ich glaube immer noch an eine Verbindung zwischen der emotionalen Sphäre und der Kunst, und in diesem Sinne glaube ich, dass viele Kunstschaffende besonders sensibel für die Welt sind, die sie umgibt. Dazu gehören natürlich auch politische Ereignisse und gesellschaftliche Veränderungen.
5. Die Basel Sinfonietta hat es sich auf die Fahne geschrieben, «Musik am Puls der Zeit» zur Aufführung zu bringen und mit ihren Programmen am gesellschaftlichen Diskurs teilzunehmen. Wie kann das aus deiner Sicht gelingen?
Ich glaube, dass diese Frage eng mit dem zusammenhängt, was ich vorhin gesagt habe.
Als wichtige kulturelle Institution glaube ich, dass die Basel Sinfonietta die Veränderungen und Ereignisse beobachtet, die für die Kunstproduktion im Moment entscheidend sind, aber sie versucht auch, mit der Gesellschaft und ihrem Publikum in Kontakt zu treten und sich einem neuen Publikum zu öffnen.
Für mich als Komponistin ist es ein Privileg, mit einer solchen Institution zusammenzuarbeiten, die meinen Ideen entspricht und mir Möglichkeiten und Mittel gibt, sie zu verwirklichen.